Die Wahrheit über Tünnes und Schäl in Köln- Wer sind eigentlich Tünnes und Schäl? Sind die zwei echte Kölner oder nur eine Erfindung?
Tünnes und Schäl, sind zwei stadtbekannte Größen von Köln. Aber wer waren oder sind sie wirklich? Waren es zwei echte Kölner, die vor langer Zeit in der Domstadt gelebt haben oder sind es vielmehr die zwei Hauptpersönlichkeiten der Kölner?
Kurzum gesagt, beides stimmt. Es sind die zwei Seiten, die jeder Kölner ins sich trägt. Tünnes steht für den tölpelhaften Liebreiz und die Gutmütigkeit des Kölners und der schielende Schäl für den verschlagenen, raffinierten und sehr profitorientierten Geschäftssinn der Bewohner der Domstadt. Aber Tünnes und Schäl sind seit ca. 200 Jahren ebenso die zwei Hauptprotagonisten des kölschen Stockfigurentheaters „Hänneschen-Theater“. Dieses Mundarttheater ist seit über 200 Jahren ein Spiegelbild der Stadt Köln.
Tünnes (Antonius), der bäuerliche und gutmütige Typ ist der Gegenspieler von Schäl (Schieler), dem raffinierten Stadtmenschen. Schäl gab es zunächst nicht als Figurentyp im Hänneschen-Theater. Er folgte Tünnes erst 50 Jahre später. Die Erschaffung seiner Figur und seines Charakters ist zurückzuführen auf einen Streit zwischen zwei Puppenspielern. Den Konkurrenten Christoph Winters, dem Originalerfinder des Hänneschen-Theaters und Franz Millewitsch, der allerdings auf der rechten Rheinseite ansässig war. Ausgerechnet von der „Schäl Sick“ drohte dem Erfinder des Hänneschen Theaters durch Millewitsch seit 1847 Konkurrenz.
Jedoch wusste dieser seinen Ärger kreativ umzusetzen und(...) erfand diese Figur als Parodie auf den talentierten Puppenspieler und offenbar hartnäckigen Geschäftsmann auf der „Schäl Sick“ – denn Millewitsch durfte nicht im Stadtgebiet spielen, sondern musste sich anfangs mit einem Standort in Deutz begnügen“.
Diesen rivalisierenden ‚Zweikampf’ der Puppenspieler verarbeitete Winters demnach in seiner Puppenwelt. Er erschuf den verschlagenen Geschäftsmann Schäl, der oftmals schwarz und bürgerlich fein gekleidet ist und einen Hut trägt, aus der Stadt als Gegenpart des kölschen Tölpels Tünnes vom Lande. An diesem Charakterpaar zeigt sich am deutlichsten der Knollendorfer „Land-Stadt-Konflikt“ zwischen Kaapesbooren und den Stadtbewohnern.
Hier einer der zahlreichen Witze von Tünnes und Schäl
Tünnes steht an der Theke und macht ein betrübtes Gesicht. Schäl fragt was ihm fehlt. Tünnes antwortet: "Ich han mie Levve lan nor Alkohol getrunke und kann nit begreife, dat ich jetzt Wasser en de Bein han soll."
Literatur:
F. Kemmerling/M. Salchert, Mieh Hätz wie Holz. 200 Jahre Kölsch Hännesche, Köln 2002. Das Hänneschen lässt die Puppen tanzen, In: Kölner Geschichtsjournal 1, 1976.
M. L. Schwering, Das Kölner „Hänneschen“-Theater. Geschichte und Deutung, Köln 1982.